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Abenteuer Veloreise: Vom Pausenplatz ans Mittelmeer

Die Veloreise nach Südfrankreich ist bereits zur Tradition im Dorf geworden. Seit sieben Jahren begibt sich der Abschlussjahrgang der Sekundarschule Bubikon auf das Abenteuer einer Veloreise nach Südfrankreich ans Mittelmeer.

Von einem abenteuerlustigen Lehrer ins Leben gerufen, entwickelte sich die Veloreise des Abschlussjahrgangs an der Sekundarschule Bubikon zum festen Bestandteil des Schulprogramms. Tobias Brechbühl, Lehrer der dritten Sekundarstufe, übernahm diese Tradition von seinem Vorgänger und hat die Reise von Bubikon nach Südfrankreich zum dritten Mal in Angriff genommen. Die Veloreise in die Camargue nach Saintes-Maries-de-la-Mer startete am Auffahrtstag.

Rund 900 Kilometer legten die Jugendlichen in acht Tagen zurück und übernachteten dabei in Zelten – auch bei Regenwetter. „Die härteste Phase waren die ersten zwei bis drei Tage“, sagt Tobias Brechbühl. Kaum hätten sie die Schweiz verlassen, seien alle in einem “Veloflow”. "Es ging jeden Tag besser”. Dass das so reibungslos klappt, erstaunt den erfahrenen Velöler Tobias B. auch immer wieder: “Der jugendliche Körper ist sehr adaptionsfähig. Waren die ersten 100 Kilometer noch ziemlich streng, war die längste Etappe am fünften Tag von 140 Kilometern kein Problem mehr.”

Was steckt hinter dieser Reise?

Die Veloreise ist in eine Projektwoche der dritten Sekundarstufe eingebettet. Die Jugendlichen haben die Wahl zwischen einer Sozialwoche, in der sie gemeinnützig tätig sind, und der Veloreise. Letztere dient nicht nur der sportlichen Herausforderung, sondern auch als Lehrstück für nachhaltige Mobilität und Teamarbeit. Sie soll die Jugendlichen fit machen für das Leben - fernab von Klassenzimmern und Schulbänken. Organisiert wird die Reise jeweils von mehreren Lehrpersonen des Jahrgangs, ergänzt durch externe Begleitpersonen.

Eltern ins Boot holen

Eine solche Reise ist kein Unterfangen, das man im Alleingang bestreitet. Die Einbindung der Eltern ist von zentraler Bedeutung. So erhalten die Eltern kurz nach Schulbeginn im August ein Schreiben mit einem Anmeldetalon für einen Informationsabend im Herbst. Dann informiert die Schule ausführlich über das Vorhaben und appelliert dabei an die Verantwortung der Eltern. So ist beispielsweise das Training hauptsächlich Privatsache. Anfängliche Einwände der Eltern wie „Ihr seid doch verrückt…“ schwanden mit zunehmender Etablierung des Projekts. Inzwischen kennen die meisten Schülerinnen und Schüler das Projekt von Geschwistern.

Um die Jugendlichen auf die Tour vorzubereiten, beginnt das Team um Tobias B. im Frühling mit den Trainings, die auf freiwilliger Basis angeboten werden. Zentrales Element ist die obligatorische Probetour, die rund ein Monat vor der Reise stattfindet. Auf einer Strecke von etwa 100 Kilometern geht es in erster Linie darum, das Gefühl zu vermitteln, den ganzen Tag im Sattel zu sein.

Herausforderungen meistern und Erfahrungen sammeln

Die Reise stellt für alle Beteiligten eine enorme körperliche und mentale Herausforderung dar. Täglich zwischen 90 und 140 Kilometer zurücklegen bedeutet, fünf bis sechs Stunden im Sattel sein. Hinzu kommen die teils erschwerenden Wetterverhältnisse. Dieses Jahr regnete es beispielsweise am sechsten Tag am Nachmittag ununterbrochen und am Abend mussten die Zelte im Nassen aufgebaut werden. So ist es auch nicht erstaunlich, dass viele Jugendliche früher oder später an Ihre Grenzen kommen: “Irgendwann mal laufen alle auf dem Zahnfleisch”, sagt Tobias B. Auch er ist davon nicht ausgenommen: „Von 6.30 bis 23.00 im Dauereinsatz sein, ist intensiv.“

Allen Widrigkeiten zum Trotz: die Erfahrung und die Aussagen der Jugendlichen zeigen, dass sie sich durch die Veloreise wichtige Lebenskompetenzen erwarben. Sie lernten durchzuhalten („Aufgeben gibt es nicht!“), aufeinander zu achten und gemeinsam als Team die Herausforderung zu meistern („Wir werden es zusammen schaffen!“). Die Reise stärkte ihr Selbstvertrauen und ihre Selbständigkeit und hinterliess bleibende Eindrücke. Eine Schülerin bringt es auf den Punkt: „Es war sehr anstrengend und brauchte viel Durchhaltevermögen. Doch es war eine coole Erfahrung.“

Velokultur etablieren und weiterentwickeln

Die Veloreise spielt nicht nur für die teilnehmenden Jugendlichen, sondern für die Schule insgesamt eine bedeutende Rolle. Sie fördert eine Velokultur, die sich positiv auf den Schulalltag auswirkt. Bereits in der ersten Sekundarstufe findet ein Velo-Nachmittag statt, bei dem die Schülerinnen und Schüler einander und der Lehrperson zeigen, wo sie wohnen. Besonders wichtig ist dabei, dass die Lehrpersonen und Schulleitung eine Vorbildfunktion einnehmen und ebenfalls mit dem Velo zur Schule kommen.

Tobias Brechbühl kann sich vorstellen, die Velokultur in seiner Schule weiterzuentwickeln, das Velo mehr in der Schule zu verankern und die Jugendlichen noch stärker einzubeziehen. Wie es weitergeht? Das ist noch nicht ganz klar. Wir bleiben gespannt.

Publiziert am: 05.09.2024

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